Hypnosetherapie
Hypnose als Therapieform
Hypnose, wie wir sie kennen und vielleicht auch nicht…
Hypnose, dass ist, wenn aus dem Publikum anscheinend zufällig Leute auf die Bühne geholt werden und anschließend in einem Zustand der absoluten Willenlosigkeit mehr oder weniger der Lächerlichkeit preisgegeben werden, zur Belustigung derer, die sich das Spektakel von der anderen Seiten anschauen dürfen.
Das ist HYPNOSE, oder vielmehr das Bild, das wir im Allgemeinen von ihr haben. Ich würde sagen, 80% in unserer Gesellschaft haben diese Bilder, wie oben beschrieben, so vor Augen.
Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, dessen 1. Sinfonie in d-Moll 1897 bei Kritikern und Publikum ein absoluter „Flopp“ war, verfiel durch diesen Misserfolg in eine Depression und starke Selbstzweifel ob seiner Fähigkeiten als Komponist. Mit Hilfe einer damals eher „avantgardistischen“ Behandlungsmethode, der Hypnose, welche der russische Psychiater Nikolai Dahl anwendete, erlangte Rachmaninow sein Glauben in seine Fähigkeiten nach eigenen Aussagen („und neue musikalische Ideen begannen sich in mir zu regen“) wieder. Danach schuf er das 2. Klavierkonzert op. 18 in c-Moll, das heute zu den bekanntesten Konzerten der Romantik zählt.
Tiger Woods, welche Golfer kennt man schon, aber ihn kennt man bestimmt. Dass er sich in seinen Wettkämpfen in einen hypnotischen Trancezustand versetzte, der dazu führte, in einer extremen Form seine Aufmerksamkeit auf wenige „Inhalte“ auszurichten, wissen wohl auch die wenigsten. Hatte er Erfolg?
Also, hinter Hypnose steckt wohl definitiv etwas mehr als eine reine Spaßveranstaltung. Vielmehr können durch sie wir in allen Bereichen unseres Lebens in für uns positiver Form einen gestaltenden Einfluss nehmen. Warum? Weiterlesen…
Hypnose – Wer hat’s erfunden?
Nein, diesmal waren’s nicht die Schweizer. Dokumentiert kommt es wieder einmal aus dem Osten. 3000 vor unserer Zeitrechnung nutzten die Akkader, die erste Hochkultur im Raume des Zweistromlandes den „Heilschlaf“ als eine Behandlungsform. Chinesen, Inder, Ägypter, Griechen, Italiener und die Völker des mitteleuropäischen Raumes setzten Formen dessen ein, was wir heute als Hypnose bezeichnen. Und selbst wenn unsere germanischen Ahnen drei Jahrtausende v. Chr. noch in den Sümpfen des unwirtlichen Nordens Moorhühner jagten, der Trancezustand, und möglicherweise auch dessen Nutzung zur Heilung, ist in allen Kulturen der Welt zu finden.
Wie so Vieles ist dann in den Jahrhunderten n.Chr. Dank einer sehr weltoffenen, dem menschlichen Leben zugewandten Institution zunächst auf der Strecke geblieben. Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Begriff des „animalischen Magnetismus“ (Franz A. Messner) oder dem „Somnambulismus“ (Abbé Faria) taucht die Hypnose wieder auf. Im 19. Jahrhundert war dieser Trancezustand eine, man möchte fast sagen, gängige Therapie- oder therapieunterstützende Form der Behandlung durch Ärzte.
Das für die meisten die Hypnose heute etwas mit dem zu tun hat, was ich anfangs beschrieben habe, ergab sich dadurch, dass Schmerz- und Narkosemittel zu Beginn des letzten Jahrhunderts gefunden wurden und damit das Interesse der Behandelnden an der Hypnose schwand. Spritze in den Allerwertesten und abdrücken ist halt praktisch(er).
Gleiches widerfuhr der Hypnose auf dem Gebiet der Psychologie. Die Psychoanalyse unter Freud bediente sich anderer „Tools“, und somit wurden die Restbestände ihrer auf Jahrmärkten oder in Shows gehandelt.
Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts reversioniert sich nun die Situation aber wieder und insbesondere in der Psychologie kämpft die Psychoanalyse um ihren Stand. Mehr und mehr setzt sich durch, dass die Hypnose der Schlüssel zu sein scheint, mit dem sich die Türen zu den Baustellen in unserem limbischen System öffnen lassen.
Was passiert bei der Hypnose?
Während Mesmer () davon ausging, dass der Hypnosezustand dadurch erreicht wird, dass der Hypnotisierende das Fluidum des Kosmos auf sich lenkt und es dann auf den zu Hypnotisierenden überträgt, ist wohl nicht mehr ganz up-to-date.
Heutige Untersuchungen mit Hilfe der Elektroenzephalografie (EEG) zeigen, dass die Spektren der Alpha- und Thetawellen im vorhypnotischen Zustand in beiden Gehirnhälften in ausgewogenen Anteilen gemessen werden können. Im Zustand der Trance misst man eine Verschiebung dieser Gehirnaktivitäten auf die rechte Gehirnhälfte, also von der linken Seite, unserer „bewussten, rationalen“ Seite zur rechten „unterbewussten, emotionalen“ Hälfte unseres Denk-(Fühl)-Apparates.
Ist man willenlos? Wird unsere Vernunftseite ausgeschaltet? Nein, denn bei den messbaren Aktivitäten handelt es sich um eine Verschiebung, bei der die Aktivität unserer linken Hälfte auf bis zu 25% „heruntergefahren“ wird, die der rechten auf 65% „hochgeschraubt“ wird. Die 25% reichen für den Realitätscheck vollkommen aus und machen uns nicht zu willenlosen Wesen.
Die Rechtshänder unter uns dürfen sich dieses gezeichnete Bild so vorstellen, die Linkshänder drehen es für sich einfach um.
Der Nutzen der Hypnose für den Patienten
Wie wir eben erfahren haben, können wir mit Hilfe der Hypnose unser Gehirn neurophysiologisch auf „emotional“ stellen, wir ermöglichen uns also den Zugang zu unseren Empfindungen und Gefühlen.
Thema „Raucherentwöhnung“
Im Allgemeinen bedarf es weniger Hypnosesitzungen, um das Rauchen hinter sich zu lassen. Allerdings habe ich es auch erlebt, dass ein Behandelter mir berichtete, dass er immer noch rauchen könne. Na klar kann er das, ich habe ihm mit der Hypnose ja auch nicht den Mund verschlossen. Der Ansatz der Behandlungsmethode liegt eher hierin, ob er beim Rauchen immer noch die gleichen Empfindungen und die damit verbunden Gefühle erlebt. Wenn’s halt so überhaupt nicht mehr schmeckt oder mir nicht mehr die vermeintliche Entspannung bringt oder… na dann…
Thema „Gewichtsreduzierung“
Wer den vorherigen Abschnitt, die Raucherentwöhnung gelesen hat, kann sich wahrscheinlich vorstellen, dass die Reduzierung des Gewichts dem gleichen Prinzip folgt. Die Mundöffnung bleibt erhalten für die Zuführung lebensnotwendiger Nahrungsmittel, aber ob die Sahne-Kirsch Torte noch der Gipfel der Genüsse ist, an der man beim Bäcker nicht vorbei kommt, ist hier der therapeutische Ansatz. Auch hier wirken wir auf der Gefühlsebene und nicht auf der Vernunftsebene, die uns sagt, dass die Torte aus biochemischer Sicht so gar nicht gut für uns ist und wir dann doch letztendlich diesen so guten Gefühlen beim Genießen nachgeben.
Thema „Traumata“
Trauma, wenn man diesen Begriff hört, fühlt es sich gleich unangenehm an.
Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet schlicht Verletzung. Grundsätzlich können Traumata physischer und psychischer Natur sein. Jeder von erfährt im Laufe seines Lebens solche Verletzungen und diese werden von uns in sehr individueller Weise verarbeitet oder manchmal auch nicht.
Während die Symptome physischer Gewalteinwirkung, beispielsweise durch einen Verkehrsunfall, oft ersichtlich sind und wir der Eigenreparaturfähigkeit unseres Körpers zusehen können, sind die manchmal damit verbundenen Psychotraumata in Regionen unseres Körpers verankert, zu denen wir nicht diesen visuellen Zugang haben.
Wo ist unser Narbe vom Unfall – hier am Bein. Wo ist unser Angst, wieder auf ein Fahrrad zu steigen – weiß nicht…
Und um nochmal auf den vorhergehenden Abschnitt der Übergewichtsproblematik zurück zu kommen. Die Sahne-Kirsch Torte hat definitiv einen Anteil an der hohen Zahl auf der Waage, doch manchmal sorgen auch Erfahrungen (Verletzungen) aus unserem Leben dafür, dass wir zwei Stück Torte brauchen, quasi die zuckersüße Creme für die Wunde an unserer Seele.
Versucht die Psychoanalyse über eine rationale Auseinandersetzung mit unseren Traumata die Reparaturarbeiten unserer Seele „anzukurbeln“, so ist der „nicht-rationale“ Ansatz durch die Hypnose, im Wissen um die Funktionsweise ihrer, aus meiner Sicht ein vielversprechenderer, um uns den Zugang zu unseren Emotionen (Ängsten) zu eröffnen…. Kurzgesagt, das Thema Vernunft und Sahnetorte.